Orchideentöpfe

Während meiner langjährigen Beschäftigung mit funktioneller Keramik stieß ich auf einen unhaltbaren und kaum ästhetischen Zustand in Bezug auf Keramiktöpfe für Orchideen. Ich habe mich mit diesem Thema tiefgründig beschäftigt, kann nun dazu einige Aussagen treffen und auch ein fertiges Keramikprodukt anbieten.

Zunächst einmal: Viele Traditionen werden aufgrund sich ändernder Lebensverhältnisse nicht mehr benötigt und sind auch in Vergessenheit geraten.

Durch an mich herangetragene Fragen zur Orchideenzucht, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut und einen kleinen Gegenpol zur Technisierung unseres Lebensumfeldes darstellt, stieß ich auf einen für mich schmerzlichen Widerspruch: Oft vegetieren diese wunderbaren Pflanzen in Plastik- oder industriell gepressten Tontöpfen dahin. Diese Behälter sind kaum als „schön“ zu bezeichnen und insbesondere vom Material her für die Orchideenhaltung überhaupt nicht geeignet. Auch Pflanzenkrankheiten (z.B. durch Viren) können so begünstigt werden.

Daher möchte ich an dieser Stelle noch einmal die wichtigsten Lebensgrundlagen für Orchideen in Erinnerung rufen:

Orchideen (es sind nicht alle gleich) erspüren das Wasser immer aber auf ihre ganz spezielle Weise und benötigen es in jeder Form (als Flüssigkeit und Luftfeuchtigkeit). Viele Luftwurzeln sind die Lebensadern der Pflanzen und haben vielfältige Funktionen. Sie sind allerdings gefährdet, wenn sie dauerhaft direkten Kontakt mit Wasser bekommen. Da die geringe Luftfeuchtigkeit in unserer Region eines der Hauptprobleme für die Orchideenhaltung darstellt, kommt der handgemachten Keramik (wie nachfolgend beschrieben) eine konkurrenzlose Stellung als Material für Orchideentöpfe zu.

Ein nächster wichtiger Aspekt ist die Einhaltung eines bestimmten Temperaturbereiches, d.h. gleichbleibend für bestimmte Zeiträume unter Berücksichtigung der individuellen Ansprüche verschiedener Orchideenarten.

Bei sensiblen Schönheiten, wie es die Orchideen sind, ist auch die Lebensform wichtig. Ein Bonsai wächst am besten wie er soll, wenn man seine Wurzeln in eine Form zwängt. Orchideen wachsen besser, wenn man ihnen ihre Lebens- und Wachstums- eigenarten belässt. So gibt es welche, die regelrecht in Baumkehlen sitzen und sich sozusagen vom Umgebungsmilieu ernähren, und andere gehen eine Symbiose mit Pilzen in der Erde ein.

Die Gefäße, welche in unseren Breiten als Behältnis für die Lebensgrundlage von Orchideen geeignet sind, müssen Milieu-fähig sein, d.h. Temperatur-stabilisierend, auf bestimmte Weise Wasser-haltend, den Wurzeln angepasst und nicht anpassend, Wasser-gebend, Fotosynthese-fähig, und ästhetisch eine Einheit mit der Schönheit der Orchideen und unserem Empfinden bilden. Eine Pflanze, die Wasser ahnen kann, sich dorthin bewegt, und es sich holt, reagiert natürlich auch auf den Unterschied zwischen Natur-fremdem und natürlichem Material.

Was „Milieu-fähig“, „Wasser-haltend“, „Wasser-gebend“, „Temperatur-stabilisierend“, angepasst, „Fotosynthese-fähig“ und schön bedeutet:

Milieu-fähig: Es wird ein Gefäß gebraucht für das spezielle Wachstumssubstrat in entsprechender Menge und der Form der Wurzeln angepasst. Die Pflanze muss auch aufgrund der Oberfläche des Materials die Möglichkeit haben, sich ihre Lebensumwelt mit Pilzen, Mikroorganismen aufzubauen.

Wasser-haltend: Die Gefäße müssen eine möglichst Wasser-haltende Form besitzen. Also Wasserreservoirs-haltend in direkter Umgebung.

Wasser-gebend: Ist das Material porös, wird es in kurzer Zeit unansehnlich (Salzausscheidungen). Außerdem wird jedes organische Material nach wenigen Jahren der Verrottung anheim fallen. Für die Pflanze wäre das gut, aber für die gewohnte Lebensumwelt der Menschen ungeeignet. Jedes andere anorganische Material außer Keramik ist dagegen nicht so gut geeignet als stoffliche Lebensgrundlage einer Symbiose zwischen Pflanze und Behältnis. Es ist also eine poorige jedoch nicht poröse Oberfläche eines möglichst natürlichen Materials notwendig.

Temperatur-stabilisierend: Keramik ist hervorragend geeignet, durch seine physikalische Beschaffenheit Temperatur-Stabilität zu bewirken (Materialstärke und Dichte – Ofenkachelprinzip). Auch hier kommt das Dichtbrennen der Funktion und Ästhetik entgegen (Nachtabsenkung der Heizung).

Angepasst: Die Töpfe werden breit, flach, hoch, lang hergestellt, so, wie die jeweiligen Wurzeln es benötigen. Soll der Topf z.B. an einer Wand hängen, sollte er gesintert sein, sonst ist die Wand sehr schnell und dauerhaft durch Nässe beschädigt.

Fotosynthese-fähig: Über die Wurzeln (nicht nur die Luftwurzeln) können die verschiedensten Arten von Orchideen Fotosynthese betreiben. Dem muss z.B. durch Materialdurchbrüche Rechnung getragen werden.

Ästhetik & Schönheit: Dafür gibt es zwar Gesetzmäßigkeiten, aber wir sind in unseren Vorlieben verschieden, wie die Orchideen selbst.

Wir zeigen jetzt beispielhaft einige Orchideentöpfe aus Keramik, handgefertigt (gedreht und geformt). Wir haben keine Standardformen und keine industriemäßige Massenherstellung. Jeder Topf ist ein Unikat und wir sind der Meinung, dass alle Pflanzen, besonders Orchideen, für sich individuell sind und keine Uniformierung vertragen.